-80- ZUSAMMENFASSUNG Annette von Drost e- Hülshoff, die gröfîte Dichterindes 19. Jahrhunderts, lebte in einer Zeit, in der die geis- tig kulturellen UmwaTzungen `begangen. Obwohl die Dichterin aus einem adeligen Geschlecht abstammte, blieb sie; nicht.1: gleichgiiltig den Problemen ihrer Zeit. Die Aufstânde, die durch die Mafinahmen des Staates eingedammt wurden, führten zu der Revolution 1848. Die rasehe Entwicklung der ökomomie und die sozialen Umstande f ormten die herrschenden Katego- rien der Stânde um. Die Bevölkerung litt unter Armut, Hunger und Krankheit. Menschen, die aus ihren sozialen Schichten nicht herauskamen, versuchten mit aufiergerichtlichen Mitteln ihrer Armut ein Ende zu bereiten. In der `Judenbuche` schil- dert dienDichterin, wie eine ganze Gemeinschaft auszieht, um heimlich Waldfrevel zu betreiben. In der Novelle wird nicht ein Einzelfall eines Mörders behandelt, sondern wie die Ge- sellschaft einen Menschen beeinfluBt und ihn leichter zur Kriminalitat verleitet. Die Eechtsauffassung der Gemeinde im Dorf B. nimmt Eriedrich in seinen Bann. Er gerat frtih unter den EinfluB des Onkels, der der Pühres der Holzfrevlerbande ist. Der Vater stellt auch kein gutes Vorbild dar und die Mutter ist eine passive Frau, die ihre Sohn nicht den richtigen Weg we isen kamı. in der `Judenbuche` können wir me ine s Erachtens sagen, daB diese `öffentliche Meinung`, die die Einwohner entwickeltj**.j*r Cfeu*.o. ^..i. v. -81-- haben, sich auf die Gemeinde auswirkt und zugleich Friedrich veranlaBt, mit den Holzfrevlern in Zusammenarbeit zu stehen. Friedrich kann sich der Gewinnsucht nicht entziehen und wird zum SchluB aufgrund sein«s gekrankten Stolzes zum^ilörder^ Das Verhâltnis des einzelnen Individuums zur Gesell- achaft zeigt, wie Geme insamke iten Menschen verbinden, beein- fluBen und aie beherrachen können. Hier wird Friedrich nicht direkt beachuldigt, aondern die Dara.tellung aeiner Umgebung, ?erwandachaft und Familie, kurz geaagt, seine Gesellschaft, die es inm nicht leicht macht, einen ehrlichen Weg zu gehen, `beschuldigt. Die angegebenen Faktoren zeigen, daB Friedrich seinem Schickaal nicht entrinnen kann, der EinfluB der Umge- bung ist it ark, er kann die sen EinfluB nicht durchbrechen, um dadurch ein besseres Leben zu fuhren. Er ist zwangslaufig dazu geneigt, den falachen Weg einzuschlagen. In der `Judenbuche` wird nicht eine Erzahlung wieder- gegeben, die nur erfunden ist, sondern aie ist ein Auaachnitt aus dem wirklichen Leben. Die sozialen Umatande werden hier anhand der Familie Mergel dargestellt. In der Novelle ist die Resignation ein auaschlaggeben- dea Gefilhl. Die Mutter Friedricha, Mergereth Mergel, schreibt alles Kataatrophale einer uns unbekannten Macht zu, die in dem Christ lichan Gott zentriert wird, der das Schicksal der Jtenschen von vornherein bestimmt. Margereth Mergel ertrâgt die üble Bhandlung ihres Marines und denkt dennoch nicht an Scheidung, aie weifi, daB sie bald betteln wird und aroeitet trotzdem nicht. Der Mensch in der `Judenbuche` ist der Auf--82- fassung, das s@in Geschiek von einer allbestimmenden un- persönlichen Schick<ialsmacht unentrinn`bar verursacht ist. Die `beiden Motive: die yergangenheit und die Schuld zeigen, wie Menschen durch eine in der Vergangenheit ent- standene und die Menschen zu dem Holzf revel treibende Kraft beherrscht sind, die sich auf die Menschen in der Gegenwart ne- gativ auswirkt. Die Vergangenheit kann nicht vergessen werden und führt Friedrich und seine Umgebung ins Terderben. Das Motiv der Schuld`.±®t, wie in dem Mot iv der Vergangenheit, eine in der vergsnenen Zeit entstandene Schuld, die von den Menschen weitergefuhrt wird und die naehste Generation aber- mals in eine Schuld verwickelt. Hier wird anhand Friedriehs Handeln die Schuld der Gesellschaft, des Yaters und des On- kels veranschaulicht. Die Schuld tritt hier als ein verbin- dendes Element in der Gesellsahaft auf.uDie Bewohner des Dorfes B. betreiben diesen Holzfrevel zusammen und sind durch diese Komplizienschaft miteinander verbunden. Zum Schlufî liei3e sich sagen, dafi uns die Dichterin in der Novelle eine spannungsvolle Gemiitshaltung wiederspie- gelt. Einerseits erlebt sie die gesellschaftlichen Mifistande mit, dem s'Cheine nach will sie die Quelle diese Ühels in dem unchristlichen.Halten der Bürger begründen. Andererseits aber, will sie andeutungsweise unsere Aufmerksamkeit auf andere Gründe Ziehen, in denensie die gesellsehaftliche Krankheit diagnostiziert. Sie geht zwischen zwei Polen hin und her, der nackten Wirklichkeit und der katholischen Ethik, die sie hindert, den Konservatismus zu überschreiten und scheut sich-83- aus diesem Srunde, ein. festes Rezept zu verschreiben und ti`berlâfît alles der Rezepti-vitat des Leserpublikums*